Aerial Surveillance (SURV)
Geschichte
Im Jahr 1990 begann die Managementeinheit für das mathematische Modell der Nordsee (MMM) mit ihrem Programm zur Beobachtung der Nordsee aus der Luft. Ähnliche Initiativen wurden damals von allen Nordsee-Anrainerstaaten gestartet, um die unglaublich hohe Anzahl illegaler Ölverklappungen auf See zu bekämpfen. Die Hauptaufgabe des belgischen Überwachungsflugzeugs ist daher seit seiner Einführung die Suche und Erkennung von Meeresverschmutzungen, die von Schiffen verursacht werden.
Das Flugzeug der Landesverteidigung vom Typ Britten Norman Islander wurde mit Sensoren zur Erkennung und Beobachtung von Öleinleitungen ausgestattet, darunter vor allem ein SLAR-Radar, eine Ultraviolett-Kamera, eine Infrarot-Kamera und eine Videokamera. Das Flugzeug wurde 2004 vom Ministerium der Landesverteidigung aus dem Verkehr gezogen und dem Königlichen Belgischen Institut für Naturwissenschaften übergeben. Dazu musste es in den Zivilstatus wechseln und erhielt bei dieser Gelegenheit ein neues Kennzeichen: OO-MMM. Das hat die Landesverteidigung und die MMM nicht davon abgehalten, auch nach 2004 eng zusammenzuarbeiten. Bis heute stellt das Verteidigungsministerium der MMM die Pilot*innen zur Verfügung, die sie für die Überwachung aus der Luft benötigt. Darüber hinaus ermöglicht das Verteidigungsministerium der MMM nicht nur die Nutzung professioneller Sicherheitsausrüstung, sondern auch ein Training in Sicherheitsverfahren. Im Jahr 2012 wurde das Flugzeug mit einem voll integrierten Radar-Fernerkundungssystem ausgestattet.
Die Missionen
Seit 1991 wurden die Aufgaben des Luftüberwachungsprogramms stark erweitert. Oberste Priorität bleibt natürlich die Suche und Erkennung von Ölverklappungen durch Schiffe auf See. Während in der Vergangenheit häufig große Mengen Öl illegal verklappt wurden, kommt es heute hauptsächlich zu kleinräumigeren Verschmutzungen durch die Einleitung von Öl, aber auch von Chemikalien. Dieses komplexe Problem erfordert eine kontinuierliche Überwachung und die MMM hat hier bereits umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Unterstützung aus der Luft bei der Bekämpfung unfallbedingter Ölverschmutzungen, z. B. nach einer Kollision. Die MMM übt seit mehreren Jahren im Rahmen eines Vertrags mit dem flämischen Dienst für Seefischerei (Dienst voor Zeevisserij) die Kontrolle über die Fischereiaktivitäten aus. Hinzu kommen eine Reihe zusätzlicher Aufgaben für das Überwachungsflugzeug, darunter die Überwachung des Sand- und Kiesabbaus sowie die Beobachtung maritimer Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der Seepolizei. Zu den Aufgaben des MMM-Überwachungsflugzeugs gehört zudem die Überwachung der Einhaltung der Auflagen, die mit der Erteilung spezieller Umweltgenehmigungen verbunden sind, wie sie etwa für Windparks und Gebiete für die Meeresaquakultur erteilt werden. Schließlich werden immer mehr wissenschaftliche Phänomene aus der Luft erforscht: Schweinswale und Robben werden gezählt, Algenblüten, ozeanische Fronten oder Sandbänke beobachtet.
Auf internationaler Ebene nimmt das Flugzeug jedes Jahr an einer Reihe von Übungen und Operationen im Rahmen eines Kooperationsabkommens zwischen den Nordsee-Anrainerstaaten und der Europäischen Union (Bonner Abkommen) teil.
Ergebnisse aus 20 Jahren Beobachtung
Im Laufe der letzten 20 Jahre wurde mit den bei Beobachtungen gesammelten Daten eine Datenbank angelegt. Eine statistische Analyse zeigt, dass die Anzahl der beobachteten Fälle von Ölverschmutzungen signifikant zurückgegangen ist. Die Gesamtheit der regulatorischen und legislativen Maßnahmen, die von den Behörden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ergriffen wurden, und die abschreckende Wirkung der Kontrollflüge haben also eindeutig eine sichtbare Wirkung für das Meer.
Seit 1991 wurden auch erfolgreiche Einsätze bei Seeunfällen mit (drohender) Meeresverschmutzung geflogen. Dabei wurde jedes Mal aus der Luft die Schwere der unfallbedingten Verschmutzung und der eventuellen Bedrohung für die Küste evaluiert. Neben diesen Evaluierungen war das Flugzeug auch an der schwierigen Aufgabe beteiligt, die maritimen Bekämpfungsmittel aus der Luft zu den am stärksten verschmutzten Gebieten zu leiten. Nicht zuletzt wurde das Flugzeug regelmäßig bei Seeunfällen mobilisiert, unter anderem beim Zusammenstoß der British Trent mit einem Frachtschiff (1993), bei der Kollision zwischen der Carina und der Samia (1995), der Strandung der Heinrich Behrman (2001) sowie den Zwischenfällen mit der Tricolor (2002–2003), der Baltic Ace (2012) und der Flinterstar (2015).
Modellierung– eine perfekte Ergänzung zur Luftüberwachung
Modellierung ist von der MMM nicht wegzudenken. Mathematische Modelle werden zur Vorhersage von Wellenhöhe, Strömungen, Temperatur, Salzgehalt, usw. verwendet. Die OD Natur hat zudem ein Driftmodell entwickelt, mit dem die Verschmutzung der Oberfläche oder die Bewegung anderer schwimmender Objekte modelliert werden können. Dieses Modell wird bei Vorfällen auf See verwendet.
Vor kurzem wurde eine Internetanwendung entwickelt, sodass die Mitarbeiter*innen der MMM oder der Zentrale der belgischen Küstenwache jederzeit eine Simulation auf Grundlage dieses Driftmodells durchführen können. Auf diese Weise lässt sich bei der Evaluierung, die bei einem Vorfall auf See durchgeführt wird, simulieren, welchen Weg eine Verschmutzung nehmen wird. Die gelieferten Informationen sind ausgesprochen interessant, da dadurch das Risiko abgeschätzt werden kann, dass Öl an der Küste angespült wird. Außerdem lässt sich vorhersagen, wie sich eine Verschmutzung auf dem Meer bewegen wird, oder genau bestimmen, wo sich ein Ölteppich befindet, um seine Bekämpfung zu ermöglichen.
Partner der Küstenwache
Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Belgien keine zentrale Küstenwache. Es gibt eine übergeordnete Struktur der Küstenwache, bestehend aus 17 flämischen und föderalen Einheiten und Diensten. Die föderale Wissenschaftspolitik ist einer dieser Partner und damit auch die MMM. Unsere Aufgaben: Überwachung aus der Luft, Umweltgutachten im Rahmen der Notfallplanung auf See bei einem konkreten Vorfall, wissenschaftliche Überwachung der Auswirkungen eines Umweltnotfalls auf See, Genehmigung oder Ablehnung des Einsatzes chemischer Bekämpfungsmittel, Gutachten bei der Strafverfolgung von Umweltverschmutzer*innen, Bereitstellung operationeller mathematischer Modelle uvm.