Die Geschichte unserer Organisation

 

 

1846 umfasste das Museumsteam gerade einmal zehn Personen.

 

Im Jahr 2021 bestand unser Team bereits 400 Mitarbeitende aus Wissenschaft, Verwaltung und Technik, die Hand in Hand arbeiten, um der breiten Öffentlichkeit die Natur näherzubringen. Doch in den 175 Jahren ist unser Team nicht nur gewachsen, sondern es hat sich auch in Bezug auf die Profile, Strukturen und Partnerschaften grundlegend verändert.

 

Man muss nur die Entwicklung unserer Organisationsstruktur nachverfolgen, um zu erkennen, dass diese untrennbar mit unseren Sammlungen verbunden ist. Mitte der 1800er-Jahre begnügten wir uns mit einem kleinen Team, das aus einem Direktor, einem Sammlungskonservator, Wachpersonal für die Räume, einem Sekretär und einem Präparator bestand. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich das Team bereits vergrößert und das Personal wurde in sieben Abteilungen aufgeteilt, die alle mit unseren Sammlungen in Verbindung standen.

Eine dieser Abteilungen widmete sich der Conchologie, dem Studium der Schalen von Schalenweichtieren, was den damaligen Reichtum dieser Sammlung belegt. Aus dieser Abteilung sollte später unsere Abteilung für Malakologie hervorgehen – eine von 13 Abteilungen des KBIN gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt war die Sammlung bereits erheblich gewachsen.

Die Entwicklung der Rolle der Wissenschaft

Unsere ersten Forschungsaktivitäten im Meer und im Süßwasser konzentrierten sich auf Explorationsarbeiten, bevor sie sich auf die Förderung des Naturschutzes und des Ökosystemmanagements verlagerten. In der Folge wurden neue Abteilungen gegründet: für Hydrobiologie, Ozeanographie, Ökologie und Naturschutz. In letzterem Bereich spielte unser Institut eine Vorreiterrolle, denn bereits Mitte der 1960er-Jahre begann es, die Öffentlichkeit für den Naturschutz zu sensibilisieren.

Die Entwicklung unserer Struktur hebt auch die Einzigartigkeit unseres Instituts hervor. Es existieren nur wenige naturhistorische Museen, die in so vielen Bereichen tätig sind: Verwaltung des belgischen ozeanographischen Forschungsschiffs Belgica (1984), Eingliederung der Managementeinheit für das mathematische Modell der Nordsee (1997) und des Geologischen Dienstes von Belgien (2002) usw.

Eine durch und durch belgische Einrichtung

Diese einzigartige Mission ist in unserer Geschichte als föderale Einrichtung verankert. Alles begann, als Belgien noch ein sehr junges Land war. Bei seiner Gründung im Jahr 1846 war das Museum dem Innenministerium unterstellt und wurde von einem siebenköpfigen Rat überwacht. Während der Staatsreformen in den 1980er-Jahren legte das Institut Wert darauf, seine alte Struktur beizubehalten, während bei anderen Einrichtungen die Forschungskompetenzen auf die Regionen oder Gemeinschaften übertragen wurden.

Auch heute noch ist unser Institut, das dem Föderalen Öffentlichen Programmierungsdienst Wissenschaftspolitik (Belspo) untersteht, eines von zehn Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Föderalregierung. Als Königliches Museum und später Königliches Institut haben wir zur königlichen Familie stets enge Beziehungen gepflegt. Leopold I. bedachte uns mit Schenkungen für unsere Sammlungen, Leopold II. unterstützte den Bau des Janlet-Flügels, und Leopold III. hatte in unserem Gebäude sogar ein eigenes Büro. Auch heute noch arbeiten wir beispielsweise eng mit dem König-Leopold-III.-Fonds zusammen. Außerdem nimmt unser Museum an der Ausstellung Wissenschaft und Kultur teil, die jedes Jahr von der königlichen Familie im Brüsseler Königspalast organisiert wird.

Auch Partnerschaften mit anderen belgischen Einrichtungen haben unsere Geschichte geprägt. Unser ehemaliger Direktor Gustave Gilson gründete 1927 das Maritime Institut Ostende, den Vorläufer des Flanders Marine Institute (VLIZ), mit dem wir noch heute zusammenarbeiten. Einige unserer ersten Direktoren waren an belgischen Universitäten tätig, mit denen wir noch immer regelmäßig Forschungsprojekte durchführen. 2007 haben wir gemeinsam mit dem Königlichen Museum für Zentralafrika in Tervuren die Joint Experimental Molecular Unit (JEMU) gegründet, die auf DNA-Barcoding spezialisiert ist.

Widerstand und Resilienz

Als wir 2020 wegen der COVID-19-Pandemie unsere Tore schließen mussten, wurde uns bewusst, dass wir unsere Arbeit in der Vergangenheit nur selten hatten unterbrechen müssen. Manchmal hatten wir jedoch keine andere Wahl. In den Wintern 1917 und 1941 mussten wir aufgrund von Brennstoffmangel das Museum schließen, um unsere Labore heizen zu können. Ende 2015 mussten wir nach den Terroranschlägen in Paris für mehrere Tage schließen.

Und obwohl wir während der beiden Weltkriege manchmal keinen Zugang zu unseren Räumen hatten, zeichnete sich unser Institut durch seinen Widerstand aus. Während der beiden deutschen Besatzungen brachten unsere Direktoren ihren Widerstand gegen die Politik der Besatzer deutlich zum Ausdruck. Im Ersten Weltkrieg, als Gilson unter Druck gesetzt wurde, damit das Institut bei Ausgrabungen zusammenarbeitet, bei denen die Schätze von Bernissart freigelegt werden sollten, gelang es den Mitarbeitenden des Museums, die Arbeiten bis zum Ende der Feindseligkeiten hinauszuzögern.

Im Zweiten Weltkrieg leistete Van Straelen auf noch radikalere Weise Widerstand gegen die Besatzungsmacht. Als Mitglied der Belgischen Geheimarmee versorgte er den für die technische Planung und die Zerstörung zuständigen Leiter des Widerstands regelmäßig mit Glyzerin aus den Lagerbeständen des Museums. Er handelte auch die Freilassung mehrerer Mitarbeitender aus, die zu Beginn der Besetzung gefangen genommen worden waren, und nahm nach der Schließung der Freien Universität Brüssel (ULB) Wissenschaftler*innen und Studierende auf. Trotz Drohungen gelang es dem Museum, einen Großteil seiner laufenden Arbeiten fortzusetzen und während der beiden Kriege größere Schäden zu verhindern.

Diese Widerstandfähigkeit ist vielleicht der markanteste rote Faden, der sich durch unsere Geschichte zieht. Es muss gesagt werden, dass wir über besondere Stärken verfügen: Forschung und politische Unterstützung, Verwaltung der Sammlungen und Engagement der Öffentlichkeit. Alle diese Vorteile machen unser Institut zu einer vielschichtigen Organisation, die den multidimensionalen und miteinander verbundenen Herausforderungen, denen unsere Gesellschaft gegenübersteht, gerecht wird. Vielleicht sind wir gerade deshalb so gut in der Lage, diese Herausforderungen anzunehmen.